Fotocredit: Soheil Honarmand
Das Bahnhofsviertel
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Diese Station lädt zu einem Audiorundgang durch das Bahnhofsviertel ein. Auf einem halben Quadratkilometer werden hier die Widersprüche und Brüche der Gesellschaft wie unter einem Brennglas sichtbar: Armut und Reichtum, Aufwertung und Verfall, Drogenkonsum und Businesslunch, Kunst und Kriminalisierung. Zahlreiche miteinander verstrickte politische Aushandlungen und Kämpfe um Stadt werden hier ausgetragen. Falls du vor Ort bist, entscheide am besten selbst, welchen Weg du wählen möchtest, um die Eindrücke, Perspektiven und Geschichten auf dich wirken zu lassen: Welche Orte hier sind wichtig? Was sind Ausgrenzungsmechanismen, denen von Rassismus Betroffene ausgesetzt sind, und wie schreiben sich diese in das Viertel und den Alltag ein? Welche Räume machen sich Menschen zu eigen? Wo kreuzen sich Wege und wo entdeckst du bisher Unbekanntes?
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Eine kurzer Abriss der Geschichte dieses Viertels
In den 1980er und 1990ern wurde das Bahnhofsviertel vor allem mit den Schlagwörtern Drogen, Kriminalität und Rotlicht in Verbindung gebracht. Seit den 2000ern hat sich einiges verändert. In der Drogenpolitik der Stadt Frankfurt wurde der sogenannte Frankfurter Weg eingeschlagen. Die Taunusstraße im nördlicheren Teil des Viertels, ist bis heute für Bordelle und Table-Dance-Bars bekannt und zieht jedes Jahr Tausende Menschen entweder als Kund*innen oder als Touristikattraktion an. Außerdem wohnen und arbeiten im Bahnhofsviertel seit jeher viele Menschen, die selbst oder in ihren Familien eine Migrationsgeschichte haben.
Der Wind der Gentrifizierung weht
Die Stadtpolitik hat ihre Strategie für das Bahnhofsviertel ab den 2010ern verändert. Ziel ist es nun, dieses Viertel aufzuwerten. Das hat dazu geführt, dass Investor*innen seitdem viele der Häuser und Wohnungen gekauft, diese aufwändig renoviert und wieder teuer weiterverkauft oder vermietet haben. Durch steigende Mieten und Renovierungsklagen werden die alteingesessenen Anwohner*innen, die über geringere oder mittlere Einkommen verfügen, verdrängt. Die vielen Supermärkte, Bars und Restaurants der verschiedenen Communities werden immer mehr durch hochpreisige Restaurants, Büros und Supermarktketten ersetzt. Doch für viele Menschen mit eigener oder in der Familie vorhandenen Migrationsgeschichte ist das Bahnhofviertel weiterhin ein wichtiger Ort: sie treffen dort Bekannte und Freund*innen, können dort Lebensmittel und andere Dinge kaufen, die es in den großen Supermarktketten häufig nicht gibt, betreiben selbst ein eigenes Geschäft oder finden hier Arbeit.
Gesellschaftliche Ausschlüsse und Verdrängung
Menschen, die ein geringes oder kein Einkommen haben und/oder von Rassismus betroffen sind, hatten oft aufgrund struktureller Ausgrenzung und Rassismus keine andere Wahl, als in Stadtviertel wie das Bahnhofsviertel zu ziehen. Dort waren die Mieten zwar günstig, die Zustände der Wohnungen und die Infrastruktur, wie Gesundheitsversorgung oder Schulen, ließen jedoch tendenziell zu wünschen übrig. Im Zuge von Gentrifizierung werden sie nun erneut verdrängt, obwohl sie teilweise seit Jahrzehnten im Bahnhofsviertel arbeiten und leben. Auch wird auf staatlicher Seite versucht, die Drogenkonsumierenden mit Aktionen, wie beispielsweise der “konzentrierten Aktion«, aus dem Bahnhofsviertel zu verdrängen — ohne jedoch tatsächlich Lösungswege für ihre Situationen zu suchen. Aufgrund vielfältiger Konfliktlinien kommt es im Bahnhofsviertel auch zwischen den sich dort aufhaltenden und lebenden Menschen immer wieder zu Konflikten.
Die Stationen
Ein Haus für alle
Ein Freirraum für alle
Das Klapperfeld
Abschiebehaft und der Widerstand dagegen.
Ausländerbehörde
Der schwierige Weg zur Aufenthaltstitel und Arbeitserlaubnis
Arbeiten in Frankfurt
Der Kampf um Arbeitsrechte
Der Hauptbahnhof
Racial Profiling als ständiger Begleiter
Der Paradieshof
Kampf um ein selbstverwaltetes migrantisches Zentrum
Der Anschlag in Hanau
Gegen rassistischen Terror und das Vergessen
Das Bahnhofsviertel
Dreh- und Angelpunkt für migrantisches Leben
Mixtape Migration wird durch eure Spenden finanziert
Die Tour ist für alle kostenlos und ist für möglichst viele Menschen zugänglich. Gleichzeitig sind wir auf Spenden und Unterstützung angewiesen- wir wollen die Tour bekannter machen und in einem zweiten Schritt um weitere Themen und Stationen erweitern.
Das Projekt wird vom gemeinnützigen Verein turn the corner konzipiert, organisiert und durchgeführt. turn the corner setzt sich für eine Gesellschaft ein, in der wir gemeinsam und bewusst gestalten, wie wir selbstbestimmt leben und arbeiten wollen. Eine Gesellschaft, in der Menschen ohne Zwang verschieden sein können. Mehr über turn the corner erfahren.