Fotocredit: Soheil Honarmand
Der Hauptbahnhof
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Der Hauptbahnhof Frankfurt steht symbolisch für die Mobilität der modernen Gesellschaft, ist ein Knotenpunkt in der Stadt, in Deutschland und Europa. Er steht für die freudige Erwartung einer Reise in die Ferne oder für die Hoffnung auf sicheres Ankommen und Nachhausekommen. Der Hauptbahnhof ist jedoch auch ein Ort, an dem Menschen, die als migrantisch gelesen und/oder rassifiziert ⊕ werden und deren Mobilität dadurch als problematisch konnotiert wird, täglich von Racial Profiling ⊕ bedroht und betroffen sind. Im Video sprechen S. und Miguel von Copwatch Frankfurt über Racial Profiling und die politische Arbeit dagegen.
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Mobil Sein
Der Hauptbahnhof ist Tor zu einer eng vernetzten Welt und Ankunftsort in der europäischen Metropole Frankfurt. Fast 500.000 Reisende kommen hier täglich an, reisen ab oder weiter. Mobil sein, unterwegs sein, sich frei bewegen können, ist zentraler Motor des Lebens, eine Selbstverständlichkeit für viele. Freizügigkeit ein Grundrecht für EU-Bürger*innen. Im Sommer 2015 haben sich Menschen vor den “Toren Europas” für einen kurzen Augenblick diese Selbstverständlichkeit hart erkämpft. Einige von ihnen kamen auch hier am Hauptbahnhof in Frankfurt an, auf der Suche nach einem Leben in Sicherheit und Frieden. Die Bilder zivilgesellschaftlicher Hilfs- und Solidaritätsangebote am Hauptbahnhof hier und in ganz Deutschland standen sinnbildlich für die damals sogenannte “deutsche Willkommenskultur”. Die passte zwar ganz gut zum Selbstbild einer humanitären, (wieder) guten deutschen Nation, steht aber auch in krassem Gegensatz zu den Realitäten deutscher Asyl- und Migrationspolitik.
Rassistisch ausgegrenzt und kontrolliert
Realitäten von Rassismus und Nationalismus schreiben sich auch hier am Hauptbahnhof in die Stadt und die Leben der Menschen ein. Denn Freizügigkeit gilt nicht für alle Menschen gleichermaßen. Mobilität wird kategorisiert, bewertet, gefördert oder begrenzt. Menschen werden zu “Expats”, “Geflüchteten”, “Migrant*innen” gemacht. Ist von “Migration” die Rede, so häufig in einem negativ und rassistisch konnotierten Zusammenhang. Migration wird meist als gesellschaftliches Problem verhandelt, das es zu lösen gilt. Eines, das angeblich Recht und Ordnung bedroht. Eines, das eng verstrickt ist mit kapitalistischen Interessen und Rassismus.
Und das spüren Menschen, die als migrantisch gelesen und/oder rassifiziert werden, jeden Tag – auch hier am Hauptbahnhof. Zum Beispiel, wenn sie von der Polizei aufgrund “äußerlicher Merkmale” “verdachtsunabhängig” kontrolliert werden. Weil ihnen eine Migrationsgeschichte oder eine bestimmte Herkunft unterstellt wird, ist für sie der Hauptbahnhof und seine Umgebung alles andere als ein sicherer Ort um anzukommen, abzureisen, sich aufzuhalten, (willkommen) zu sein. Gegen die Normalität von Racial Profiling und rassistischer Polizeigewalt setzt Copwatch Frankfurt die konkrete Unterstützung für Betroffene, solidarische Aktivierung von Passant*innen und politische Öffentlichkeitsarbeit. Mehr zur Arbeit der Initiative erfahrt ihr hier.
Der Begriff »rassifiziert« beschreibt in der Rassismusforschung die Kategorisierung und Hierarchisierung sozialer Gruppen sowie die Aufladung bestimmter Merkmale dieser Gruppen mit Bedeutung.
Racial Profiling (rassistische Profilerstellung) bezeichnet polizeiliche Maßnahmen und Maßnahmen von anderen Sicherheits‑, Einwanderungs- und Zollbeamt*innen, wie Identitätskontrollen, Befragungen, Überwachungen, Durchsuchungen oder auch Verhaftungen, die nicht auf einer konkreten Verdachtsgrundlage oder Gefahr (etwa dem Verhalten einer Person oder Gruppe) erfolgen, sondern allein aufgrund von (»äußeren«) rassifizierten oder ethnisierten Merkmalen – insbesondere Hautfarbe oder (vermutete) Religionszugehörigkeit. Oft sind hier auch Verschränkungen mit weiteren Ungleichheitsdimensionen wie Geschlecht, sozio-ökonomischem Status, legalem Status, Sexualität, Be_hinderung , Sprache und Lebensalter zu verzeichnen.
Die Stationen
Ein Haus für alle
Ein Freirraum für alle
Das Klapperfeld
Abschiebehaft und der Widerstand dagegen.
Ausländerbehörde
Der schwierige Weg zur Aufenthaltstitel und Arbeitserlaubnis
Arbeiten in Frankfurt
Der Kampf um Arbeitsrechte
Der Hauptbahnhof
Racial Profiling als ständiger Begleiter
Der Paradieshof
Kampf um ein selbstverwaltetes migrantisches Zentrum
Der Anschlag in Hanau
Gegen rassistischen Terror und das Vergessen
Das Bahnhofsviertel
Dreh- und Angelpunkt für migrantisches Leben
Mixtape Migration wird durch eure Spenden finanziert
Die Tour ist für alle kostenlos und ist für möglichst viele Menschen zugänglich. Gleichzeitig sind wir auf Spenden und Unterstützung angewiesen- wir wollen die Tour bekannter machen und in einem zweiten Schritt um weitere Themen und Stationen erweitern.
Das Projekt wird vom gemeinnützigen Verein turn the corner konzipiert, organisiert und durchgeführt. turn the corner setzt sich für eine Gesellschaft ein, in der wir gemeinsam und bewusst gestalten, wie wir selbstbestimmt leben und arbeiten wollen. Eine Gesellschaft, in der Menschen ohne Zwang verschieden sein können. Mehr über turn the corner erfahren.